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Gießener Regatta vor über 100 Jahren

Erst ab 1927 fanden in Gießen alljährlich Sommer-Ruderregatten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) statt. Vorher ist eher eine unregelmäßige Reihenfolge festzustellen. Unterbrochen wurde die Serie der Giessener DRV-Regatten aber auch von den beiden Weltkriegen. So ist es zu erklären, dass in Gießen in 128 Jahren Regattageschichte, die 1882 begann, nur 98 DRV-Veranstaltungen stattfanden. Die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts vom ehemaligen Verein Rudersport 1913 Gießen organisierten DRV-Herbstregatten sind in dieser Aufzählung nicht enthalten.

 

Gründung des Regatta-Vereins Gießen und der Pfingst-Regatta

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die DRV-Sommerregatten ausschließlich von der Giessener Rudergesellschaft 1877 (GRG) organisiert. Nach dem Zusammenbruch setzte 1946 zunächst der von den Kriegswirren weitgehend verschont gebliebene Giessener Ruderclub Hassia 1906 (RC Hassia) mit Ausnahme des Jahres 1952 diese Tradition fort. Um die Giessener Ruderregatten auf eine solidere Grundlage zu stellen gründeten GRG und Hassia 1953 eine Regatta-Vereinigung, aus der 1954 der Regatta-Verein Gießen hervorging. Der Wassersportverein Hellas 1920 Gießen und der Ski- und Kanuclub Gießen wurden alsbald ebenso Mitglied in dem neugegründeten Verein. Seit 1953 ist die Giessener Ruderregatta stets an Pfingsten.

Hassia machte Rudern in Gießen volkstümlich

Vor dem Ersten Weltkrieg besaß das Rudern in Deutschland eine große Popularität. Meisterruderer hatten den Bekanntheitsgrad heutiger Budesliga-Fußballspieler. Allerdings war es damals nur der Oberschicht erlaubt, in DRV-Vereinen wie der GRG, Mitglied zu werden und Wettkampfsport zu betreiben.

Um jedem unbescholtenen Bürger außerhalb der sogenannten „Stehkragen-Vereine“ das Rudern zu ermöglichen, gründeten wie auch anderswo Geschäftsleute, Angestellte, Fabrikarbeiter und Handwerksburschen 1906 den Giessener Ruderclub Hassia. Sein Gönner war Commerzienrat Louis Heyligenstaedt, der damals schon eine bedeutende Werkzeugmaschinenfabrik besaß. Er war daran interessiert, dass seine Mitarbeiter im RC Hassia eine vernünftige Freizeitbeschäftigung fanden.


Die Verdienste des Commerzienrat Heyligenstaedt

Commerzienrat Heyligenstaedt hatte zum RC Hassia eine besondere Beziehung. Denn nachdem um 1870 der Betrieb der Lohmühle (heute Haus Hüttenberger), die aus Eichenrinden ein Gerbemittel für Leder und Felle herstellte, aufgegeben wurde, richtete hier der Maschinenbauer Georg Nenzel seine Werkstatt ein. Zu seinen Mitarbeitern gehörte der junge Heyligenstaedt.

Durch den frühen Tod des Georg Nenzel kam es in der ehemaligen Lohmühle zur Aufgabe des Maschinenbaubetriebs. Die freistehenden Werkstatträume dienten dem gerade gegründeten RC Hassia als erste Bootshalle. Als der neue Ruderverein Gießens sportlich Tritt gefasst hatte und weit über einhundert Mitglieder zählte, ließ 1909 die Witwe Nenzel, deren Sohn Ludwig 1907 im Vierer mit Steuermann (Bild 1) Mit Ludwig Nenzel im Bug des Vierers m. Stm. holte 1907 der RC Hassia den Ersten Siegdas aller erste Rennen für den RC Hassia gewann, mit finanzieller Unterstützung von Commerzienrat Heyligenstaedt die oberen Stockwerke der Lohmühle abtragen und neu errichten. Auf dem verbliebenen Torso wurde nach den Plänen des Architekten Zipp ein im Jugendstil gehaltener, gefälliger Fachwerkbau aufgesetzt und anschließend an den RC Hassia verpachtet (Bild 2). Dieses Haus blieb bis 1935 Heimstätte der Hassia-Ruderer.

Rudern im Süddeutschen Ruderverband

Allerdings bot die weltoffene Mitgliederstruktur des RC Hassia keine Möglichkeit, in den damals elitär handelten DRV aufgenommen zu werden. Deshalb schlossen sich Vereine mit gleichen Profil zu regional begrenzten, parallel zum DRV agierenden Ruderverbänden zusammen und regattierten auf separaten Veranstaltungen.

So wurde der RC Hassia bereits in seinem Gründungsjahr 1906 Mitglied des Süddeutschen Ruderverbandes, in dem sich Rudervereine mit gleicher Mitgliederstamm von Neckar, Rhein, Main und Lahn zusammengeschlossen hatten. Nach Lockerung der Aufnahmebedingungen des DRV trat der RC Hassia 1930 aus dem Süddeutschen Ruderverband aus und wurde DRV-Mitglied.Das erste Hassia-Bootshaus, 1909 auf den Grundmauern der ehemaligen Giessener Lohmühle errichtet.

Erste Hassia-Regatten brachten beachtlichen Mitgliederzuwachs

Da die ersten Siege der Hassia-Ruderer bereits 1907 auswärts errungen wurden, wuchs der Wunsch, den eigenen Leuten Gelegenheit zu bieten, sich ebenso vor heimischen Publikum zu profilieren. So führte bereits 1908 der RC Hassia seine erste Regatta, die dem Verein einen beachtlichen Zuwachs an Mitgliedern brachte, durch. Es folgte 1909 die zweite Regatta, die man sogar auf drei Tage ausdehnte. Dies war damals in Deutschland unüblich und bestenfalls von Henley (England) her bekannt.


Hassia beweist organisatorisches Talent

Im zweijährigen Wechsel mit Offenbach wurde von dem Vorstand unter der Führung von Peter Castein (Bild 3) für den 11.7.1911, also vor mehr als 100 Jahren, die dritte „Hassia-Regatta“ geplant.

Hierzu war zunächst die Bildung eines Regattausschusses erforderlich. Ihm gehörten die Herren Dickoré, Heinrich Joedt, Georg Hüttenberger, Lorenz Schmalz, und Smalbil an. Der Regattaauschuß hatte die Regatta vorzubereiten und für deren ordnungsgemäßen Durchführung zu sorgen. Für die Ausschreibung, die 12 Rennen umfasste, zeichnete der Sportausschuß mit den Herren Paul Plage, Petry, Eduard Rupp, Karl Wenzel, Gäde und Heinrich Rohrbach verantwortlich.Der Hassia-Vorsitzende Peter Castein (heller Anzug) inmitten seiner Vorstandskollegen und einer Siegermannschaft um 1911

Preussen-Prinz Heinrich und Stadt Gießen stiften Herausforderungspreise

Natürlich mussten vor der Regatta für die siegenden Skuller und Mannschaften auch attraktive Regattapreise beschafft werden. Nachdem der RC Hassia dem Deutschen Flottenverein als korporatives Mitglied beigetreten war, stiftete „Deutschlands erster Sportsmann“ Prinz Heinrich von Preussen (Bild 4),Prinz Heinrich von Preussen mit Gattin Irene geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt Bruder Kaiser Wilhelm II und Cousin bzw. Schwager des hessischen Großherzogs Ernst Ludwig einen wertvollen Pokal (Bild 5).Prinz-Heinrich-Preis für den Achter Er wurde auf Wunsch des Stifters als Herausforderungspreis auf den I. Senior-Achter gesetzt. Nach dem dritten Sieg in 1922 (Bilder 6 und 7) wanderte diese wertvolle Trophäe endgültig in den Preisschatz des RC Hassia.

Ebenso stellte die Stadt Gießen dem RC Hassia einen prachtvollen Herausforderungspreis (Bild 8) zur Verfügung, der für die Sieger im Rennen der I. Senior-Vierer m. Stm. vorgesehen wurde. Die Tradition dieses Preises reicht bis in die Gegenwart. Nach endgültigem Gewinn desselben durch Hassia-Ruderer, stellte dieser Verein 1953 den Pokal dem Regatta-Verein Gießen zur Verfügung. Heute rudern die Männer im Doppelvierer o. Stm. bei jeder Pfingst-Regatta um diese prachtvoll Trophäe, die fortan den Namen „Hassia-Preis“ trägtRC Hassia gewinnt 1922 endgültig vor dem RK Germania Offenbach den begehrten Silberpokal. Im Hintergrund das damalige GRG-Bootshaus und Mösers Mühle..

















Die Siegermannschaft von 1922: W. Haus, H. Weber, H. Benzler, F. Reinstein, Stm. K. Wolf, H. Kaiser, F. Rupp, K. Rupp, Chr. Hüttenberger

GRG taufte zwei Rennboote


Es galt ein breites Publikum für die Regatta zu interessieren. Deshalb wurden mehr als 100 Plakate verteilt. Zeitungsanzeigen (Bild 9) machten zusätzlich auf die Regatta aufmerksam. Trotz der Bindung von Hassia und GRG zu unterschiedlichen Ruderverbänden bestand zwischen den beiden Giessener Rudervereinen stets eine freundschaftliche Verbundenheit. Die GRG nahm den Termin der Hassia-Regatta am 11.7.1911 zum Anlaß, um vormittags vor Beginn der Hauptrennen vor ihrem Bootshaus zwei neue Rennboote, einen Achter und einen Vierer m. Stm., auf die Vornamen des großherzoglichen Paares aus Darmstadt zu taufen. Obgleich die Königlichen Hoheiten an diesem Tag zu einem offiziellen Besuch in Gießen weilten, ließ anscheinend das staatliche Protokoll eine Anwesenheit des Staatsoberhauptes und seiner Gattin bei der Taufe der „Ernst Ludwig“ und der „Eleonore“ nicht zu.(Inserate o. Legende)Preis der Stadt Gießen für den Vierer m. Stm.


Auswärtige Regatta-Boote kamen mit der Bahn

Mit Heranrücken des Regatta-Tages gelangten die Rennboote der auswärtigen Vereine mit der Bahn nach Gießen. Sie mussten von Hassia-Mitgliedern „per pedes“ mit einem speziellen einachsigen Handkarren vom Güterbahnhof zum Bootsplatz vor dem Hassia-Bootshaus transportiert werden. Auch war der Veranstalter für deren ordnungsgemäßen Rücktransport mit der Bahn verantwortlich.

Wegen der Nähe zum Bootssteg und der Umkleidemöglichkeiten befand sich der Bootsplatz vor dem Hassia-Bootshaus. Zum Schutz der fremden Regattaboote wurde vor dem Bootshaus eine vereinseigene Halle mit Planenabdeckung aufgeschlagen.

Großes Festzelt mit Restaurationsbetrieb

Als Platz für die Zuschauer diente damals das noch unbebaute Hassia-Ufer. Vom alten Klinkel'schen Wehr bis zum sog. „Deutschen Eck“, dem Einfluß des ehemaligen Lohmühlbachs, befand sich eine große Rasenbleiche (Bild 10), welche dem Kaufunger Stift gehörte und von ihrem Pächter Emil Schüßler für die Dauer der Regatten gegen Entschädigung zur Verfügung gestellt wurde. Ein großes Festzelt, das man von der Giessener Pferdemarktkommission auslieh, bot den Zuschauern Schutz vor Regen und Sonne.Ruderer-Idyll auf dem Regatta-Platz am Hassia-Ufer

Im Gegensatz zu den DRV-Regatten der GRG, wo höher gestellte Giessener Gesellschaftskreise unter sich bleiben wollten, fanden bei den Hassia-Regatten vor dem Ersten Weltkrieg die Zuschauer stets zu moderaten Preisen Einlaß. 30 Pfennige für die Vor- und Hauptrennen, Militär ohne Charge 20 Pfennige. Entsprechend groß war der Zuschauerzuspruch. Diese Veranstaltungen waren in weiten Kreisen der Giessener Bevölkerung als Volksfeste außerordentlich beliebt. 1.500 bis 2.000 zahlende Besucher waren die Regel. 1.000 Regatta-Programme fanden reißenden Absatz.

Keine weibliche Bedienung

In dem Festzelt fand eine florierende Restauration statt. Ein Glas Bier kostete nur einen Groschen, die große Flasche Mineralwasser 20 Pfennige und die entsprechende Menge Limonade nur 25 Pfennige. Auf „gute Sitten“ achtete man besonders. Der Hassia-Vorstand bestand gegenüber dem Vereinswirt darauf, dass weibliches Bedienungspersonal auszuschließen ist. Die zusätzliche Bewirtschaftung des Gesellschaftsraums im ersten Stockwerk des vielbewunderten neuen Hassia-Bootshauses wurde ebenso gerne angenommen.


Regatta-Besucher im Sonntagsstaat

Ruderregatten anfangs des 20. Jahrhunderts waren im gleichen Maße sowohl sportliche als auch gesellschaftliche Veranstaltungen, was bedeutet, dass die Rennen nicht unbedingt im Vordergrund standen. Gesehen und gesehen werden war die Devise vieler Zuschauer. Die persönliche Repräsentation war den Zuschauern wichtig. Deshalb erschienen die Männer im „Sonntagsanzug“ mit Schlips und steifem Kragen sowie die Frauen in modischen Sommerkleidern. Die Hüte der Damen und Herren waren besondere Attribute und ergänzten das ohnehin schon farbenfrohe Bild einer jeden Ruderregatta.

Die an den Regatten teilnehmenden Ruderer reisten alle mit der Bahn an. Auch hier war Etikette gefragt. Der dunkelblaue Anzug mit Schiffermütze war die obligatorische Bekleidung an Land.

Schwimmende Militärbadeanstalt musste an Land

Lautsprecheranlagen gab es 1911 noch nicht. Rennergebnisse wurden deshalb vom Zielgericht mit einer „Flüstertüte“ ausgerufen und angeschlagen. In Ermangelung von Lautsprechermusik fand bei jeder Hassia-Regatta ein Platzkonzert statt, zu dem meist das Orchester des letzten Giessener Stadtkirchentürmers Ferdinand Bauer aufspielte.

Die Renndistanz betrug für alle Rennen und Bootsklassen, so auch der Gig-Vierer mit Steuermann, genau 1.900 Meter. Die Kiesbaggerei Conrad Rübsamen verankerte deshalb ihr dampfbetriebenes Baggerschiff oberhalb der Kurve am „Felsen“, dem heutigen Bootshausplatz des WSV Hellas 1920. Es diente dem Starter als Plattform. Drei Startnachen stellte das Hassia-Mitglied Philipp Müller (genannt „Bade-Müller“), der Besitzer der ehemaligen Müller'schen Badeanstalt, zur Verfügung. Das Ziel war in Höhe der GRG-Eiche.

Die am heutigen Grundstück des Marine-Vereins 1892 schwimmende Badeanstalt des in Gießen beheimateten Infanterieregiments 116 wurde für die Dauer der Regatta an Land gezogen. Hierzu war eine Eingabe bei der Garnisonsverwaltung bzw. beim Oberst des Regiments erforderlich.

Als Starter, Schiedsrichter (damals „Bahnrichter“ genannt) und Zielrichter stellten sich erfahrene GRG-Mitglieder zur Verfügung.

Schlachtruf für Hassia-Ruderer

Fester Bestandteil einer Regatta vor dem Ersten Weltkrieg war am Samstagabend ein Herrenkommers mit den Vertretern der auswärtigen Rudervereine im Bootshaus, wovon allerdings die startenden Ruderer ausgeschlossen waren.

Man wollte die Hassia-Ruderer siegen sehen und es galt, die heimischen Mannschaften und Skuller lautstark anzufeuern. Es entstand der Schlachtruf „Hassia“. Kein Wunder, dass der von den zahlreichen Zuschauern im Rhythmus des Rennschlages gerufene Schlachtruf „Hassia“, den man bis weit in die Stadt hinein hören konnte, bei weiten Teilen der sportbegeisterten Giessener Jugend für das weniger vertraute Wort Regatta stand. War Regatta, so sagten viele Buben und Mädchen in Unkenntnis dieses Begriffs: „Auf der Lahn ist Hassia, da gehen wir hin!“


Hassianer fuhren von Sieg zu Sieg


Der RC Hassia war für die Regatta bestens gerüstet. Standen doch dem Instruktor Heinrich Rohrbach 25 Trainingsleute von der Anfänger- bis zur Senior-Klasse zum Besetzen der Boote zur Verfügung (Bild 11). Teilweise hatten sie sich bereits auf Regatten in Frankfurt und Mainz bewährt. Vor allem ist hier der Skuller Carl Joedt (Bild 12) zu erwähnen, der bereits in Frankfurt die Einer-Meisterschaft des Süddeutschen Ruderverbandes gewann. Sein eindrucksvoller Sieg in der Meisterschaft vom Rhein in Mainz machten Joedt zum Spitzenruderer des Süddeutschen Ruderverbandes.Hassia-Mannschaften vor dem Bootshaus

„Gießen“ und „Delphin“ erweiterten Bootspark

Zu Beginn der Rudersaison 1911 wurde zudem der Hassia-Bootspark um einen neuen Renn-Vierer m. Stm. und einen Renn-Achter ergänzt. Da die Werft von Ferdinand Leux in Frankfurt Lieferschwierigkeiten hatte, bezog man den Renn-Vierer von Lürssen in Bremen-Vegesack.

Er erhielt den Namen „Gießen“. Der Renn-Achter wurde gebraucht für 500 Gold-Mark vom Mainzer Ruderverein gekauft und auf den Namen „Delphin“ getauft. Das Geld zur Anschaffung des Achters stiftete der ruderbegeisterte Giessener Schornsteinfegermeister Rupp, dessen Söhne Eduard, Willi und Karl erfolgreiche Hassia-Ruderer waren. Um ein Gefühl für den Wert der Stiftung zu geben, sei darauf hingewiesen, dass für diese Summe ein gelernter Facharbeiter 25 Wochen hart arbeiten musste!

Carl Joedt gewann Großen Einer

Meisterskuller Carl JoedtBis auf das Rennen der Trost-Vierer m. Stm. meldete der Ruderclub Hassia alle Rennen. Insgesamt nahmen neun Vereine aus Mainz, Kastel, Frankfurt, Offenbach und Limburg mit 33 Booten und 161 Ruderern an der Regatta teil. Lediglich das Rennen der II. Senior-Achter fiel aus.

Die Giessener Regatta von 1911 sollte alle bisherigen Erfolge des Veranstalters in den Schatten stellen. Die Siegesserie begann mit Fritz Schüßler I im Rennen der Junior-Einer. Hier hatte er C. Gugler vom Frankfurter RC Allemannia zum Gegner. Der Frankfurter war dem späteren langjährigen Hassia-Vorsitzenden nicht gewachsen. Im Ziel betrug Schüßlers Vorsprung acht Sekunden.

Das Rennen der II. Senior-Vierer wurde von den Hassianern Lorenz Schmalz, Eduard Rupp, Ludwig Nenzel, Karl Wenzel und Steuermann Karl Sommerkorn bestritten. Die gegnerischen Frankfurter Boote vom RSV Amicitia und von der RG Borussia konnten das Tempo der Giessener nicht mithalten. Mit fast zwei Bootslängen Vorsprung vor den Frankfurter Booten ging der Vierer des RC Hassia über die Ziellinie.

Gespannt wartete man auf das Rennen des Lokal-Matadors Carl Joedt, der sich in einer glänzenden Form befand. Im I. Senior-Einer um den Lahn-Pokal hatte er E. Bechtold vom Frankfurter RSV Amicita zum Gegner. Wie erwartet behielt Joedt in diesem Rennen stets die Oberhand und siegte leicht mit sechs Sekunden Vorsprung vor dem Franfurter.


Zweieinhalb Längen für Hassia-Achter

Einen weiteren Hassia-Sieg gab es für Karl Wolf, Eduard Rupp, Lorenz Schmalz, Karl Wenzel und Steuermann Karl Sommerkorn im III. Senior-Vierer m. Stm. Hier wurde eine weitere Mannschaft des RC Hassia geschlagen.

Mit Spannung wurde der Ausgang des Achterrennens um den Prinz-Heinrich-Preis erwartet.

Nach zwei Vorrennen lagen im Endlauf die Mannschaften des Offenbacher RC Germania und des RC Hassia an den Startnachen. Das Rennen wurde zur Triumphfahrt für die Hassia- Mannschaft. Heinrich Joedt, Karl Wenzel, Lorenz Schmalz, Eduard Rupp, Ludwig Nenzel, Heinrich Rohrbach, Carl Joedt, Hermann Kaiser (Schlag) und Fritz Schüßler I am Steuer schlugen mit mehr als zwei Bootslängen Vorsprung die Germanen aus Offenbach.Regatta-Ball zur Feier der Siege

Siegerehrung und Regattaball

Unter freudiger Anteilnahme der Zuschauer folgte nach dem letzten Rennen auf dem Festplatz die Siegerehrung. Mit fünf Siegen wurde der RC Hassia erfolgreichster Verein.

Ein Hoch auf Kaiser, Großherzog und Vaterland beendedte den sportlichen Teil der Veranstaltung.

Den eigentlichen Abschluß einer jeden Regatta vor dem Ersten Weltkrieg bildete ein Regatta-Ball (Bild 13), an dem stets auch die auswärtigen Gäste teilnahmen. Auch den Rennruderern war es trotz strenger Trainingsverpflichtung ausnahmsweise gestattet, an diesem Tanzvergnügen teilzunehmen. Leider ist nicht überliefert, in welchem der Giessener Säle der Regattaball von 1911 stattfand. Es ist aber anzunehmen, dass auch in diesem Jahr das abschließende Tanzvergnügen in den Räumen des ehemaligen „Hotels Großherzog von Hessen“ an der Ecke Bahnhofstraße/Westanlage stattfand.