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Auswärtige Regatta-Boote kamen mit der Bahn

Mit Heranrücken des Regatta-Tages gelangten die Rennboote der auswärtigen Vereine mit der Bahn nach Gießen. Sie mussten von Hassia-Mitgliedern „per pedes“ mit einem speziellen einachsigen Handkarren vom Güterbahnhof zum Bootsplatz vor dem Hassia-Bootshaus transportiert werden. Auch war der Veranstalter für deren ordnungsgemäßen Rücktransport mit der Bahn verantwortlich.

Wegen der Nähe zum Bootssteg und der Umkleidemöglichkeiten befand sich der Bootsplatz vor dem Hassia-Bootshaus. Zum Schutz der fremden Regattaboote wurde vor dem Bootshaus eine vereinseigene Halle mit Planenabdeckung aufgeschlagen.

Großes Festzelt mit Restaurationsbetrieb

Als Platz für die Zuschauer diente damals das noch unbebaute Hassia-Ufer. Vom alten Klinkel'schen Wehr bis zum sog. „Deutschen Eck“, dem Einfluß des ehemaligen Lohmühlbachs, befand sich eine große Rasenbleiche (Bild 10), welche dem Kaufunger Stift gehörte und von ihrem Pächter Emil Schüßler für die Dauer der Regatten gegen Entschädigung zur Verfügung gestellt wurde. Ein großes Festzelt, das man von der Giessener Pferdemarktkommission auslieh, bot den Zuschauern Schutz vor Regen und Sonne.Ruderer-Idyll auf dem Regatta-Platz am Hassia-Ufer

Im Gegensatz zu den DRV-Regatten der GRG, wo höher gestellte Giessener Gesellschaftskreise unter sich bleiben wollten, fanden bei den Hassia-Regatten vor dem Ersten Weltkrieg die Zuschauer stets zu moderaten Preisen Einlaß. 30 Pfennige für die Vor- und Hauptrennen, Militär ohne Charge 20 Pfennige. Entsprechend groß war der Zuschauerzuspruch. Diese Veranstaltungen waren in weiten Kreisen der Giessener Bevölkerung als Volksfeste außerordentlich beliebt. 1.500 bis 2.000 zahlende Besucher waren die Regel. 1.000 Regatta-Programme fanden reißenden Absatz.

Keine weibliche Bedienung

In dem Festzelt fand eine florierende Restauration statt. Ein Glas Bier kostete nur einen Groschen, die große Flasche Mineralwasser 20 Pfennige und die entsprechende Menge Limonade nur 25 Pfennige. Auf „gute Sitten“ achtete man besonders. Der Hassia-Vorstand bestand gegenüber dem Vereinswirt darauf, dass weibliches Bedienungspersonal auszuschließen ist. Die zusätzliche Bewirtschaftung des Gesellschaftsraums im ersten Stockwerk des vielbewunderten neuen Hassia-Bootshauses wurde ebenso gerne angenommen.