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RadaddelchenWas wäre Gießen ohne seine Pokalrennen, womit die bis auf das Jahr 1882 zurückgehende Regatta-Tradition eindrucksvoll dokumentiert wird? Die Namen mancher Meister von Deutschland und Spitzen-Skuller anderer Nationen sind in der langen Siegerliste des Rennens um den Lahn-Pokal des reich bebilderten Regatta-Programms verzeichnet. Ruhmreiche Achtermannschaften zieren die Aufzählung der Sieger des Rennens um den Großherzogspreis. Ganz klar, dass viele nach Gießen kommen, um an diesen Klassikern des deutschen Rudersports teilzunehmen und um möglichst als Sieger geehrt zu werden.

SiegerehrungSiegerehrungen in diesen und in anderen Pokalrennen sind in Gießen etwas Besonderes. Fanfarenklänge vom Balkon des GRG-Bootshauses kündigen die Ehrungen in hochklassischen Rennen an. Zuschauermangel besonders bei schönem Wetter gibt es in Gießen nie. Deshalb befinden sich immer hunderte von Männer und Frauen am Lametta-Steg, wenn Prominente Regattabesucher aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und den Siegern gratulieren und die Radaddelchen, die in ihrer Größe und Ausführung ihres Gleichen suchen, umhängen. Lockere Sieger-Interviews sind in Gießen an der Tagesordnung und informieren zusätzlich.

Auchter auf der StreckeGießen bietet Rudern pur. Während auf FISA-gerechten Regattastrecken die wetteifernden Boote in großen Entfernungen an den Zuschauern vorbeirudern, so kann man überall an den Ufern der Lahn direkt Kontakt zu den Sportlern aufnehmen und diese anfeuern, wovon besonders in Gießen lautstark Gebrauch gemacht wird.

Seinen Ehrengästen und ihren Angehörigen bietet der Regatta-Verein einen angenehmen Aufenthalt in der Regatta-Lounge, die eine Stiftung des Hauptsponsors Sparkasse Gießen ist. Von hier aus haben die Gönner des Giessener Rudersports einen hervorragenden Blick in die Regatta-Strecke.

Achter vor ZielDie malerische Lahn gehört zu Deutschlands schönsten Ruderrevieren. Das Bild des Flusses in Gießen erinnert unweigerlich an den Oberlauf der Themse und an Henley, wo seit 1839 Ruderregatten stattfinden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ein vor dem Ersten Weltkrieg von der Giessener Rudergesellschaft 1877 engagierter englischer Trainer namens Arlet die Giessener Ruderregatta als das Deutsche Henley bezeichnete.

Um der Nostalgie ein besonderes Gepräge zu geben, erwarten die Organisatoren vom Regatta-Verein Gießen wieder den englischen Dampfschiffer Roger Heise. Allerdings tauscht er die vertraute „Vesuvius“ gegen ein etwas größeres Boot mit Namen „Etna“, welches wohl möglich in Gießen seine Jungfernfahrt durchführen wird.

Fortschritt und Bewahrung der über Jahrzehnte hinweg gereiften Regatta-Traditionen sind das Credo, mit dem der Regatta-Verein Gießen seit 1954 erfolgreiche Veranstaltungen durchführt. Die Anzeichen sprechen dafür, dass dies auch der richtige Weg zur Bewältigung der Zukunft sein wird.

Rolf Beck